Hallo Oliver,
Verdunstung richtig zu messen, ist eine komplizierte Angelegenheit. Man kann zwar die maximal mögliche Verdunstung berechnen (Temperatur und Luftfeuchtigkeitsprofil, Wind, Sonneneinstrahlung). Zuerst einmal sollte man verstehen, dass die Verdunstung (Fachbegriff Evapotranspiration) aus zwei Komponenten besteht - der Evaporation (Verdunstung durch den Boden) und der Transpiration (Verdunstung durch Pflanzen, Tiere etc.).
Hierzu verwendet man in der Meteorologie u.a. ein Evaporimeter, welches im Prinzip aus einem Zylinder mit 1m² Fläche besteht. Dieser Zylinder ist mit Wasser gefüllt und man kann dann anhand der Gewichtsänderung durch das verdunstete Wasser die maximal mögliche Verdunstung bestimmen. Damit wird nur (!) die Evaporation bestimmt. Die Transpiration ist nochmal schwieriger bestimmbar und hängt zusätzlich von der Pflanzenart/Tierart, Bewuchsdichte ab.
Rudimentär lässt sich die Evaporation auch mit einer Näherungsformel von H.L. Penman (1948) berechnen, welche die oben genannten und weitere Faktoren (z.B. Bodenwärmestrom) berücksichtigt. Ähnlich wird das wohl auch in der weathercloud funktionieren, vermutlich mit weiteren Annahmen oder auch anderen Formeln.
Allerdings gibt es da in der Realität einige weitere, zusätzliche Faktoren, die die Evapotranspiration deutlich reduzieren können:
- Vegetation auf dem Boden
- Bodenbeschaffenheit
- Wassergehalt im Boden (wenn der Boden an der Oberfläche sehr trocken ist, kann auch wenig verdunsten)
- Umgebung (z.B. Schattenwurf durch Bäume, Häuser)
Ein weiteres Messgerät in der Meteorologie ist das sogenannte Lysimeter. Das Lysimeter misst das Gewicht eines oben offen gelassenen Zylinder, welcher mit Erde aus der Umgebung gefüllt ist und in die Erde eingegraben wird. Dies ist aber auch ein schwerer Eingriff in den Stoff-/Wasserhaushalt des Bodens, weswegen sich erst wieder ein Gleichgewicht einstellen muss und die Messungen erst nach einiger Zeit verlässlich sind.
Als Fazit gilt, dass die Aussagekräftigkeit des Wertes aus weathercloud nur stark begrenzt ist und allenfalls als Richtwert dienen kann. Ich nutze allerdings weathercloud nicht und kann nicht genau beurteilen, wie die das anstellen, vmtl. übernehmen sie die Werte aus der Wetterstation.
Meine Davis Vantage Pro 2 Aktiv Plus gibt auch einen berechneten Wert für die Evapotranspiration aus (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind, Solar). Hier könnte also weathercloud direkt den Wert aus der Wetterstation übernehmen.
Zuletzt sei noch gesagt, dass die Evapotranspiration nur einen Teil der Faktoren darstellt, ob Pflanzen unter Trockenstress stehen oder nicht. Niederschläge versickern auch und fließen durch Flüsse ab, unterschiedliche Pflanzenarten haben einen variablen Wasserbedarf.