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DWD Warnung falsch?

Begonnen von Wetterfrosch1971, 23.07.2016, 12:09:15

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Wetterfrosch1971

Hallo,

aktuell gibt der DWD für meine Region (Breisgau Hochschwarzwald) folgende Warnung aus:

Zitat

Sa, 23. Jul, 11:00 – So, 24. Jul 19:00 Uhr
Am Samstag wird eine starke Wärmebelastung bis zu einer Höhe von 200m bei Gefühlten Temperaturen über 35 Grad erwartet. Am Sonntag wird eine starke Wärmebelastung bis zu einer Höhe von 400m bei Gefühlten Temperaturen über 35 Grad erwartet."

Jedoch zeigen alle Wettervorhersagen für heute und die kommenden 3 Tage max. Temperaturen von 25°C an (aktuell um 12 Uhr habe ich hier gerade mal 23,5°C gemessen).

Wie kommt dann der DWD dazu, für heute und morgen über 35°C zu prognostizieren und deswegen eine Hitzewarnung auszugeben, ist deren Wetterrechner "besoffen"!?

Gruß Frank

falk

Das hat mich auch gewundert, da bei bei uns im mittleren Neckarraum ebenfalls diese Wetterwarnung gilt. Allerdings wird ausdrücklich in der Hitzewarnung vor gefühlten Temperaturen über 35 Grad gewarnt. Beim Deutschen Wetterdienst findet sich hierzu diese Erläuterung

Zitat
Die Gefühlte Temperatur beschreibt das Temperaturempfinden eines Menschen.
Dieses stimmt häufig nicht mit der gemessenen Lufttemperatur überein, da das Empfinden neben der Lufttemperatur auch von den meteorologischen Größen Luftfeuchte, Wind und Strahlung sowie dem menschlichen Verhalten (insbesondere der Aktivität und Bekleidung) bestimmt wird.
Damit der Organismus weder auskühlt, noch aufheizt, müssen sich Wärmegewinn und Wärmeabgabe die Waage halten. Die damit verbundene Anpassungsleistung ist ein Maß für die Beanspruchung des Organismus unter den gegebenen thermischen Bedingungen. Sie lässt sich objektiv über vollständige Wärmehaushaltsmodelle des Menschen erfassen. Diese verknüpfen alle für den menschlichen Wärmehaushalt relevanten Größen und berechnen u. a. die geforderte Anpassungsleistung.

Quelle: http://www.dwd.de/DE/leistungen/gefahrenindizesthermisch/gefuehltetemp.html

Es würde mich interessieren, ob jemand von euch die gefühlte Temperatur numerisch bestimmt.


Wetterfrosch1971

Meine Wettersoftware berechnet die gefühlte Temperatur.
Diese ist u.a. abhängig von der aktuellen Lufttemperatur, der Luftfeuchte sowie dem aktuellen Wind, denn Wind sowie Feuchtegehalt der Luft lassen das Empfinden der Lufttemperatur anders erscheinen als sie tatsächlich ist.

D.h. ist die Luftfeuchte rel. hoch, so empfinden wir es als schwül und es kommt uns wärmer vor, wie wenn die Luftfeuchte geringer wäre.
Oder wenn es z.B. kalt ist und es geht ein starker Wind, so kommt es uns kälter vor wie es tatsächlich ist.
Auch fühlen sich z.B. im Winter 20°C in der Wohnung kühler an, als 20°C im Sommer, was daran liegt, dass die Luftfeuchte durch die Heizperiode im Winter in der Wohnung meist geringer als im Sommer ist und durch eine geringere Luftfeuchte fühlen sich für uns Temperaturen kühler an.

Aber die gefühlte Temperatur liegt meist nur um ein paar °C ober- oder unterhalb der gemessenen Lufttemperatur, somit kann es eigentlich nicht sein, dass heute Höchsttemperaturen von 26°C prognostiziert werden und dabei dann eine Hitzewarnung von gefühlten Temperaturen jenseits der 35°C angegeben werden, denn somit wäre die gefühlte Temperatur rund 10°C höher als die Lufttemperatur und das ist eigentlich unmöglich!

Gruß Frank


Holli

Ich kenne den Algorithmus nicht, aber ich vermute, was WsWin unter "Persönliches Wohlbefinden" berechnet, dürfte dem in etwa entsprechen. Da es ein virtueller Wert ist wie der Windchill, dürfte es auch hier verschiedene Berechnungsmethoden geben. Und bei Stationen, die nicht die Strahlung messen, kommt noch mal ein anderes Ergebnis raus.

Aktuell ermittelt WsWin hier "hohe Wärmebelastung (32)" bei einer Temperatur von 26,6°C, einem Taupunkt von 19,7°C und einer Strahlung von 500W/m². Das fühlt sich im Freien und in der Sonne tatsächlich wie mehr als 30°C an.

Beiträge zusammengeführt, weil der Autor sich selbst geantwortet hat statt seinen letzten Beitrag zu ändern: 23.07.2016, 18:21:28

Zitat von: Wetterfrosch1971 am 23.07.2016, 18:13:14
Meine Wettersoftware berechnet die gefühlte Temperatur.
Diese ist u.a. abhängig von der aktuellen Lufttemperatur, der Luftfeuchte sowie dem aktuellen Wind, denn Wind sowie Feuchtegehalt der Luft lassen das Empfinden der Lufttemperatur anders erscheinen als sie tatsächlich ist.

Du darfst die Strahlung nicht vernachlässigen. Ich sitze hier gerade am offenen Fenster mit dem linken Arm in der Sonne und dem rechten im Schatten. Der Unterschied ist deutlich.
Dietmar

Eine Aussage, die durch ein Ausrufezeichen bekräftigt werden muß, ist zumindest zweifelhaft.
Eine Aussage, die durch mehrere Ausrufezeichen bekräftigt wird, ist definitiv falsch.
Der aktuelle Deppensport: Wir töten ein Akkusativ.

falk

Holli kam mir hier zuvor.

Ich wollte auch anmerken, dass heute einige Zutaten zusammenkommen (können), die eine Wetterwarnung rechtfertigen: Aufgrund der Jahreszeit hohe Strahlungsintensität, hohe Luftfeuchtigkeit und geringe Luftbewegung.

Da kann es für den Mustermenschen Michel schon mal gefährlich werden, für den das DWD die "Gefühlte Temperatur" nach dem "Klima-Michel-Modell" bestimmt.

Wetterfrosch1971

#5
ZitatDu darfst die Strahlung nicht vernachlässigen.

Wird demnach die "gefühlte Temperatur" IN der Sonne ermittelt, d.h. es ist die Temperatur die ein Mensch fühlt, wenn er sich der direkten Sonne aussetzt?
Unter diesem Aspekt können dann natürlich die Warnungen vom DWD zutreffen.

Hab gerade bei Wikipedia den Algorithmus "Klima-Michel" gefunden, wonach der DWD seine Hitzewarnung  erstellt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Klima-Michel-Modell

Dennoch halte ich es für übertrieben, an einem gewöhnlichen Sommertag mit Tmax. 26°C eine Hitzewarnung auszugeben.

Gruß Frank

falk

#6
Zitat von: Wetterfrosch1971 am 23.07.2016, 19:50:08
Dennoch halte ich es für übertrieben, an einem gewöhnlichen Sommertag mit Tmax. 26°C eine Hitzewarnung auszugeben.

Der DWD schränkt die Bedingungen für Hitzewarnungen schon weiter ein: "Gefühlte Temperatur" an zwei Tagen in Folge über etwa 32 Grad C, zusätzlich nur geringe nächtliche Abkühlung."

Für die Risikogruppen sind diese Warnungen schon relevant. Wer die Hitzetage hingegen im Freibad verbringen kann, dürfte diese Warnungen getrost ignorieren. Mal überspitzt formuliert.

Übrigens: Wir haben gerade einen Taupunkt um die 20 Grad. Da ist heute Nacht Schwitzen angesagt. Schlecht ausgeruht verträgt man eine hohe Wärmebelastung den nächsten Tag umso schlechter. Aber für Badener ist das im Sommer eher der Normalfall  :D

Holli

Zitat von: Wetterfrosch1971 am 23.07.2016, 19:50:08
Dennoch halte ich es für übertrieben, an einem gewöhnlichen Sommertag mit Tmax. 26°C eine Hitzewarnung auszugeben.
Ich nicht. Wenn mehr Wind zur Kühlung geweht hätte, wäre die Warnung wahrscheinlich überflüssig gewesen, so hat aber die Strahlungswirkung deutlich überwogen, und die resultierende gefühlte Temperatur stellt tatsächlich eine extreme Belastung für anfällige Personen dar.

Ich habe schon mehrere Leute bei solchem Wetter einfach umkippen gesehen, und einer davon ist nicht wieder aufgestanden. Gerade bei so kühler Luft ist die Warnung wichtiger als an Tagen mit heißer Luft, die jeder sofort fühlt.
Dietmar

Eine Aussage, die durch ein Ausrufezeichen bekräftigt werden muß, ist zumindest zweifelhaft.
Eine Aussage, die durch mehrere Ausrufezeichen bekräftigt wird, ist definitiv falsch.
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