• Willkommen im Forum „Wetterstationsforum.info - Archiv“.
 

Neuigkeiten:

Dieses Forum dient ausschließlich zu Archivzwecken.
Für Fragen nutze bitte unser aktuelles Forum, welches du unter https://wetterstationsforum.info findest.

Hauptmenü

Der Winter von 1920 - sehr kurios -

Begonnen von Nette, 01.02.2016, 22:54:18

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Nette

Lest, lest, es gab schon immer kuriose Winter....

LIebes Wettervolk,

Die letzten drei Monate des Jahres 1920 gingen als meteorologisches Kuriosum in die Geschichte ein. Ab Anfang Oktobher herrschte über 2000m ü.M. fast täglich klares und helles Wetter. Der Säntiswart registrierte im 4. Quartal volle 80 Tage mit eitel Sonnenschien, und es wollte und wollte kein Schnee fallen.
Für den Rest des Jahres 1920 blieben die Temperaturen im Alpstein so milde, wie kaum je zuvor zu dieser Zahreszeit. Noch Mitte Dezember musste im Observatorium während einigen Tagen nicht einmal geheizt werden.
Selbt die ältesten Einheimischen konnten sich nicht zurückerinnern, soetwas jemals erlebt zu haben ....

Das alles ist nachzulesen auf Seite 131-132 im Buch Säntiswetter, von Bruno Meier. Die Geschichte der Wetterstation auf dem Säntis.

Schade dass keine richtigen Temperaturangaben dabei sind.

Gruss von Nette
alles Wetter oder was?

pumafreddy

Noch kurioser war der Winter 1928/29. Auf der Nordhalbkugel kam es zur totalen Zirkulationsumkehr. Europa bekam die volle sibirische Peitsche, als die Kaltluft den Atlantik erreichte bildeten sich dort Tiefausläufer die nach Amerika zogen, also völlig abnormal, irgendwie undenkbar.
Über den Rhein konnte man spazieren und der Neckar war bis zum Grund durchgefroren. Die Tagestemp stiegen mehrere Tage nicht über -20° und Nachts unter -30° in Berlin bis -37°. Danach gab es zwar auch noch eisige Winter, jedoch nicht mit diesen Zirkulationsmuster. Das war ein Jahrtausendwinter. Wir haben also noch Zeit  :)
Gruß
Egbert

TFA Nexus

Nette

Danke für die Antwort!

Da kann man doch meinen, dass das Wetter auf lange Sicht nicht vorhersagbar ist, wenn es solch merkwürdige Muster gibt, die total aus der Reihe tanzen. Und vor allem Anfang des letzten Jahrhunderts, wo die Umweltverschmutzung ja nicht sonderlich mit CO2 zu Buche schlug. Bin auf diesen Sommer gespannt, den Jahrtausendsommer hatten wir ja 2015, keiner der älteren Einheimischen konnte sich je erinnern, so viele Hitzetage hintereinander erlebt zu haben. Das wird nun spannend. Im Moment finde ich die STrömungen über Mitteleuropa sehr gesund. Immer wieder eingelagerte Warmfronten .... d.h. sie kommen wieder? Vor allem im Frühling fehlten die jahrelang ja total. Wenn sich die Niederschlagssumme so hält im Frühjar, solls doch gut sein.

Gruss von Nette
alles Wetter oder was?

TheWeather

#3
Hallo Nette,

ich hätte garnicht gedacht, dass Du Dich noch an 1920 zurückerinnern könntest -  ;) so alt bist Du doch auch noch nicht ...

Ich kann mich noch an 1959 erinnern, da war ich gerade 4 Jahre alt und der Rhein bei Mainz war soweit zugefroren, dass ich mit meinen Eltern über den Rhein nach Mainz-Kastell spaziert bin. Soweit ich mich erinnern kann, waren damals sogar Ständchen mit Bratwurst und Glühwein auf dem zugefrorenen Rhein installiert.

Solche Zeiten werden wir mit Sicherheit irgendwann wieder bekommen, aber sie waren genau so ungewöhnlich, wie der bislang (2015/16) ungewöhnlich milde Winter. Ich habe zu diesem Winter keinen einzigen Wasseranschluss (nach draußen) abgestellt, so wie ich es auch die letzen vier oder fünf Winter nicht mehr für notwendig hielt, weil wir hier (ich betone auch hier noch mal Rhein/Main-Gebiet, damit keine Fehlinterpretationen auftreten) nie mehr Temperaturen über mehr als eine Nacht geringer als z.B. - 5 °C hatten. Deswegen musste man aber noch kein Wasser abstellen, weil das ja unter knapp 10 bar Druck sowieso nicht so schnell einfriert.

Dass es bislang immer wärmer wird, man das aber unterhalb von "wenigstens" 30 Jahren nicht als Klimaergebnis bewerten könnte, sind andere Ergebnisse lediglich persönlich wahrgenommene Ereignisse, welche aber natürlich keiner auf eine Klimaveränderung abschieben darf.

Nö - jede Zeit hat ihre Wetterkapriolen - und auch wenn wir hier (auch hier meine ich nur unsere Region im Umkreis von knapp 15 km südlich von Mainz) seit knapp zwanzig Jahren keinen "echten" Winter mehr mit Schnee und Frost (bis vielleicht - 15 °C) hatten, muss man denjenigen, die Klimaveränderungen einfach wegreden, insoweit zustimmen, als die Veränderugen ja noch nicht kontinuierlich seit 30 Jahren beobachtet werden konnten.

;) Das entlockt mir selbst zwar ab und zu ein verlegenes Grinsen, aber wenn's nun mal so definiert sein sollte, kümmert sich das momentane Klima ja trotzdem nicht drum ...

Warmfronten sind wohl vorprogrammiert, weswegen ich generell davon ausgehe, dass der "Winter" als solcher (hier bei uns) schon seinen Abschied feiert.

Ja, auch wir hatten mal einen strengen Winter, an dem wir sogar Silvester im Zelt im Garten gefeiert haben. Der Nachbar hat aus der Firma Paletten als Untergrund beigestellt, wir haben noch Teppiche drüber gelegt, zwei Gasöfen haben für eine heimelige Temperatur gesorgt und obwohl's draußen - 15 °C waren, konnten wir im T-Shirt im Zelt sitzen. An den Füßen waren's knapp 8 °C, im Brustbereich knapp 21 °C, aber im Kopfbereich bereits 30 °C und teils mehr, wenn man aufgestanden ist.

Das war aber bereits in einem Winter deutlich vor 1995, genauer kann ich's momentan auch nicht eingrenzen, also jetzt wenigstens auch schon wenigstens 20 Jahre her.

Gruß Hans
2xTFA Nexus, Sinus, Duo, EOS Max, Klima-Logger, Mebus TE923

Die Titanic wurde von Profis gebaut, die Arche Noah von einem Amateur. ...

Nette

Ich hab mir zu Egberts Text über diese Umkehrwetterlage nochmals Gedanken gemacht. Das muss ein Blokadehoch aus Ost gewesen sein. Ein sehr mächtiges Hoch, dass sich über MItteleuropa festgefressen hat und seinen Ursprung in Russland hatte, plolare, schwere und trockene Luft möglicherweise aus NE. So konnten die atlantischen Tiefs umgeleitet werden. Ob es darüber eine Wetterkarte gibt?

Hi Hans,
ne so alt bin ich noch nicht.....hab ich doch gelesen im Buch Säntiswetter! So ein Gebirgswetterwart auf dem Säntis hatte es um die Zeit knochenschwer da oben, Ehegattinnen haben meist mitgeholfen und dabei aber nichts verdient...schon gemein.  Und Versorgung für die Wetterbeobachter musste von Lastenträgern mit 50Kg Gewicht raufgetragen werden....irre....der Säntis ist heute seit den 68gern vollautomatisiert, schade!
Ich erinnere mich nicht nur an schöne schneereiche Winter, sondern auch an grauen Matsch und Nullkommanixwetter über WEihnachten und bis ins Frühjahr hinein. Ich hatte als Jugendliche mal 16 Grad im Dezember gemessen, weis ich noch, aber nicht in der Sonne, ich wusste da schon wie das professionel gemacht wird. Schade, dass ich meine HObbyaufzeichnungen von damals nicht mehr habe.

Na denn lassen wir uns mal überraschen, was der Winter noch bringt ....ich will auf nix spekulieren.

Gruss von Nette
alles Wetter oder was?

pumafreddy

Zitat von: Nette am 04.02.2016, 17:38:42
Ich hab mir zu Egberts Text über diese Umkehrwetterlage nochmals Gedanken gemacht. Das muss ein Blokadehoch aus Ost gewesen sein. Ein sehr mächtiges Hoch, dass sich über MItteleuropa festgefressen hat und seinen Ursprung in Russland hatte, plolare, schwere und trockene Luft möglicherweise aus NE. So konnten die atlantischen Tiefs umgeleitet werden. Ob es darüber eine Wetterkarte gibt?
Ich hatte mich vor schon etwas längerer Zeit (vor 10-12 Jahren) schonmal mit diesen Winterphänomen befaßt. Damals hab ich Wetterkarten dazu gefunden, heute nicht mehr, weis der Geier warum.
Dafür ist der verlinkte Bericht aber gut beschrieben und irgendwie müssen da auch mal Karten drin gewesen sein.
http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/webbbs/wzarchive2003_1.pl?noframes;read=294127
Gruß
Egbert

TFA Nexus

Nette

Hallo Egbert,

vielen, vielen Dank für den hochinteressanten Link! Diese dort beschriebene Zirkulationsanomalie meine ich aber beim Sommer 2015 irgendwie beobachtet zu haben. Ich habe mir sämtliche Wetterkarten dazu während des gesamten Zeitraums ausgedruckt und sehe genau diesen Wellenvorstoß aus Ost, nur diesesmal im Sommer.
Zitat aus dem Link, wo der Autor glaubt, dass sich sowas nie mehr wiederholt habe:

Denn die Westdrift hat sich verstärkt, und eine Umkehr dieser Zirkluation ist damit noch schwieriger geworden.

Ich nenne diese kontinentalen Hochs immer Monsterhochs. Die atlantischen sind harmlos, aber diese mit Kern über der Ukraine meist haben es total in sich. Die diesjährigen kalten Januartage bescherte uns ein solches, aber es hatte kein weiteres Wellennachspiel wie im Link beschrieben.

Im Link wird die Zirkulation um den Pol und Nordkanada beschrieben. Also das macht mich nun neugierig, da schaut man ja nie hin, wenn man so den mitteleuropäischen Kartenauschnitt vor sich hat.
Das die Wetterkarten nicht mehr abrufbar sind ist ja merkwürdig. Frag mich allerdings wie verlässlich die bei der damaligen Stationsdichte schon gewesen sein können? Damals hat meist nur das Militär solche Dienste geleistet.

Gruss von Nette
alles Wetter oder was?

falk

#7
Zitat von: Nette am 05.02.2016, 12:03:24

Das die Wetterkarten nicht mehr abrufbar sind ist ja merkwürdig. Frag mich allerdings wie verlässlich die bei der damaligen Stationsdichte schon gewesen sein können? Damals hat meist nur das Militär solche Dienste geleistet.


Die Links auf die Images laufen mittlerweile ins Leere. Die Wetterzentrale stellt allerdings historische Wetterkarten bereit, die nachträglich aus Beobachtungsdaten berechnet worden sind (NCEP Reanalysis). Die Bodendruckkarte vom 14. Februar 1929 befindet sich hier: http://www.wetterzentrale.de/topkarten/tkreaar2.htm?tt=dm1&day=15&month=2&year=1929&typ=1

pumafreddy

Zitat von: falk am 05.02.2016, 14:53:08
Zitat von: Nette am 05.02.2016, 12:03:24

Das die Wetterkarten nicht mehr abrufbar sind ist ja merkwürdig. Frag mich allerdings wie verlässlich die bei der damaligen Stationsdichte schon gewesen sein können? Damals hat meist nur das Militär solche Dienste geleistet.


Die Links auf die Images laufen mittlerweile ins Leere. Die Wetterzentrale stellt allerdings historische Wetterkarten bereit, die nachträglich aus Beobachtungsdaten berechnet worden sind (NCEP Reanalysis). Die Bodendruckkarte vom 14. Februar 1929 befindet sich hier: http://www.wetterzentrale.de/topkarten/tkreaar2.htm?tt=dm1&day=15&month=2&year=1929&typ=1
Danke für den Link. man kann sich sogar durch den ganzen Winter arbeiten. Datum oben in der Maske einstellen oder "1Tag vor/1Tag zurück" Button benutzen.
Besonders interessant der 7. Feb. Man bewundere den 1040 hPa Gradienten der sich vom nördlichen Polen ohne Unterbrechung, direkt bis nach Sibirien erstreckt.
Ein solcher Anblick auf einen heutigen GFS Modell würde mir angst machen  :)
Gruß
Egbert

TFA Nexus

Nette

Wieso würde der 1040 mbar Gradient Angst bereiten? Ich sehe die engen Isobarenabstände um die Faröer Inseln....da muss ja damals die Welt untergegangen sein.... aber man sient deutlich den Kaltlufttropfen über Deutschland, heftig.

gruss von Nette
alles Wetter oder was?