Wetterstationsforum.info - Archiv

Allgemein => Wetter-Talk => Thema gestartet von: Michael107 am 08.05.2018, 17:01:03

Titel: Wettervorhersage
Beitrag von: Michael107 am 08.05.2018, 17:01:03
Hallo zusammen,

habe mal eine Frage zu den Wettervorhersagen von Wetterstationen.

Ich denke mal, dass wurde hier schon angesprochen, aber vielleicht gibt es ja neue Erkenntnisse....:-)

Die Wettervorhersage wird ja unter anderem durch die Veränderung vom Luftdruck errechnet. Zur Zeit zeigen bei mir alle Wetterstationen als Vorhersage Regen an. Aber es ist offensichtlich, dass der Regen voraussichtlich erst morgen Abend bei uns eintrifft..

Für wann gilt die Vorhersage von den Wetterstationen..? Ich habe in Erinnerung, dass die Stationen ca. 6 Stunden voraus vorhersagen. Es ist aber offensichtlich, dass die nächsten 24 Stunden bei uns noch sonniges Wetter herrscht.....ausser Nachts natürlich.... ;)

Wie sind eure Erfahrungen mit den Vorhersagen...?

schönen  :sonnig: :sonnig: Tag noch....
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Wetterfrosch1971 am 08.05.2018, 17:34:41
Hallo,

diese Wettervorhersagen beruhen einzig und alleine ja auf dem Hintergrund der Luftdruckänderung.
Anhand ob der LD fällt oder steigt und wie schnell er dies tut, lässt sich eventuell ableiten, wie sich das Wetter entwickeln KÖNNTE, d.h. im Regelfall bedeutet z.B. ein fallender LD auch eine Wetterverschlechterung, doch ob das Wetter dann wirklich von "Schön" auf "Regen" umschlägt, das kann man alleinig an der LD-Änderung nicht ausmachen.

Ich hatte schon Situationen, bei denen der LD über einen längeren Zeitraum gefallen ist, dennoch blieb das Wetter schön.

Die LD-Änderung ist nur EIN Baustein im komplexen Wettergeschehen und alleinig über den LD eine Aussage über das Wetter der nächsten Stunden abzuleiten, ist schlicht unmöglich.

Wie gesagt, ein sinkender LD bedeutet meistens eine Wetterverschlechterung, doch in welchem Zeitraum diese eintritt und ob sie wirklich eintritt, kann man alleinig anhand des LD nicht aussagen, somit kannst solche "Wettervorhersagen" die alleinig anhand der LD-Änderung abgeleitet werden vergessen, sie taugen einfach nichts.
Du kannst anhand dieser "Wettervorhersage" nur erkennen, dass der LD fällt oder steigt, d.h. zeigt deine Station "Regen" an, bedeutet das, dass der LD fällt, zeigt sie "Schön" an, bedeutet das, dass der LD steigt bzw. auf einem "Hochdruckniveau" verharrt.

Gruß Frank
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: TheWeather am 08.05.2018, 18:48:22
Hallo Michael,

ich hab Deinen Beitrag gerade gelesen, bin aber zur Zeit noch draußen bei schönem Wetter unterwegs. Ich melde mich heute Abend nochmal und schreibe mehr zur "lokalen Vorhersage"-  Gutes oder auch Schlechtes ... das Thema ist immer interessant.

Gruß Hans

Nachtrag: So, nun ist es doch später geworden als erwartet. Meine Auskunft wird auch nicht erschöpfend sein, aber vielleicht schon mal hilfreich:

Der Versuch regionaler Vorhersagen: Mit Luftdruckänderungen kann man schon einige Wettervorhersagen unterstützen. Dann kommte es aber regional darauf an, wie der "Wind gerade steht" und aus welcher Richtung "schlecht Wetter droht". Zudem kann man auch und muss man sogar Änderungen der Temperatur und der Feuchte mit einbeziehen, eventuell sogar die Konstanz oder Änderung der Taupunkttemperatur. Dann wird langsam, auch mit einiger Erfahrung, eine lokale Wettervorhersage draus.

Wir können durchaus mehr, als Wettervorhersagen nur aus Satellitenbildern herleiten, wobei die Vorhersage immer nur für den eigenen Lebensraum im Umkreis von vielleicht 5 km gelten soll. Das aber leistet bislang keine Vorhersage ...

Man kann den Wetterverlauf aus eigenen Aufzeichnungen, Wetterbeobachtungen und Messungen durchaus regional besser "vorhersagen", als dies aus amtlichen Wettervorhersagen für einen Radius von vielleicht 50 km gilt. Diese Vorhersagen aus selbst ermittelten Daten für die eigene Region können die amtlich ermittelten Daten etwas "aufhübschen". Wenn es z.B. bei uns in Mainz eine Unwetterwarnung gibt, dann stehen vielleicht Nachbarregionen unter Wasser, bei uns in Mainz passiert außer ein paar Regentröpfchen z.B. garnichts.

Die regionale Verfolgung der Wettersituation (Luftdruck, Temperatur, Feuchte (und Taupunktänderung) geben aber manchmal schon beachtliche Erfolge, welche diejenigen der "regionalen Vorhersagen" noch um ein weiteres übertreffen.

Wenn es um Wettervorhersagen geht, spielt die regionale Komponente eine erhebliche Rolle. Die regionale Komponente ist zwar nicht richtungsweisend im Umkreis einiger zig 10 km, aber vermittelt im Zusammenspiel mit amtlichen Vorhersagen oder den Mitteilungen von Wetterdiensten stets einen Eindruck, ob einen die "Wettersituation" nun selbst betrifft, oder ob es nur nebenan irgendeine Region trifft.

Ich wäge da stets ab und selbst wenn DWD, zahlreiche Online-Dienste oder das Fernsehen/Radio Wetterinformationen bekannt gibt, dann denke ich oftmals: Gut - rundherum vielleicht - bei uns nicht ...

Man muss also immer noch für die eigene Region (hier besser Landstrich) abwägen, inwieweit einen die "allgemeine Vorhersage" treffen könnte. Hierbei hilft die "lokale", eigene Beobachtung.

Ob man das messen könnte? Na ja, im Rahmen einiger Stunden wird die eigene Vorhersage möglicherweise die öffentlichen Vorhersagen übertreffen können, aber wirklich nur im Rahmen weniger Stunden, bei stabiler Wetterlage wird aber alles noch viel entspannter ...

Das wäre das weitere, das ich noch momentan beitragen könnte ...

Gruß Hans
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Michael107 am 09.05.2018, 15:53:24
Hallo zusammen,

vielen Dank für die ausführlichen Antworten....:-)

So ähnlich habe ich es mir auch gedacht....

Aber wenn  ich einen Luftdruck von z.B. 1030 hPa habe und dann der Luftdruck fällt, sollte die
Vorhersage doch dann zumindest für die nächsten Stunden stimmen....?! Ist aber auch nicht immer der Fall...

Eigentlich könnte die Wetterstation vor Ort doch aus dem Wetter "lernen"...d.h. nach einer gewissen Zeit der Aufzeichnungen (z.B. 1 Monat) in Abhängigkeit von Taupunkt, Niederschlag, LD, R-LF ect. die Wettervorhersage errechnen können....zumindest, wie Hans schrieb , regional errechnen können...

natürlich nicht mit 100% Sicherheit..... ;)
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: pmb am 09.05.2018, 16:35:24
Zitat von: Michael107 am 09.05.2018, 15:53:24
Eigentlich könnte die Wetterstation vor Ort doch aus dem Wetter "lernen"...d.h. nach einer gewissen Zeit der Aufzeichnungen (z.B. 1 Monat) in Abhängigkeit von Taupunkt, Niederschlag, LD, R-LF ect. die Wettervorhersage errechnen können....zumindest, wie Hans schrieb , regional errechnen können...

natürlich nicht mit 100% Sicherheit..... ;)
Das finde ich bemerkenswert. Es gibt ja eine ganze Menge lernfähiger Systeme. Ich habe aber noch nie gehört, dass es - zumindest für unsereinen - Programme, gibt, die die Wetterentwicklung aus den Daten einer Wetterstation zu lernen versuchen.

An sich sollte das doch denkbar sein. Eine vernünftig arbeitende Station vorausgesetzt, sollte aus der aufgezeichneten früheren Wetterentwicklung ausgehend von einem bestimmten Status quo doch zu schließen sein, in welche Richtung sich bestimmte Parameter vorzugsweise entwickeln können.

Dass das zu 100 % klappt, wird niemand erwarten, aber dass es zumindest meines Wissens dafür gar nichts gibt, finde ich schon bemerkenswert. Soweit ich weiß, verwenden die großen Agenturen solche gelernten Vorhersagen ausgehend von der globalen Wetterlage, aber das steht sicher auf einem anderen Blatt.

Viele Grüße, Michael
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Wetterfrosch1971 am 09.05.2018, 22:16:08
Hallo,

schau mal unter "Zambretti Forecaster"
https://web.archive.org/web/20110610213848/http://www.meteormetrics.com/zambretti.htm
http://www.beteljuice.co.uk/zambretti/forecast.html

Die Wettervorhersage nach Zambretti berücksichtigt außer dem Luftdruck und der Luftdruckänderung auch noch die Windrichtung und der Monat.
Doch auch mit dieser Methode, die das Wetter der nächsten 12h vorhersagen soll, ist nicht all zu genau.
Ich hatte diese Vorhersage mal über mehrere Wochen an meiner Station berechnet und manchmal kam die Vorhersage hin und dann wieder auch nicht, würde sagen das Verhältnis war 50:50, somit hätte ich auch raten können, die Trefferquote wäre wohl annähernd gleich gewesen.

Um mit den eigenen Messwerten das Wetter für die nächsten Stunden hervorzusagen, muss man wohl die Messwerte und das darauffolgende Wettergeschehen über einen längeren Zeitraum dokumentieren und dann versuchen aus den Messwerten und der daraus resultierenden Wetteränderung, eine Analogie herausfinden.

Aber wie oben schon erwähnt, einzig alleine anhand des Luftdruckes kann man keine zuverlässige Wettervorhersage erstellen.

Gruß Frank
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: falk am 10.05.2018, 12:04:17
Zitat von: Michael107 am 09.05.2018, 15:53:24
Eigentlich könnte die Wetterstation vor Ort doch aus dem Wetter "lernen"...d.h. nach einer gewissen Zeit der Aufzeichnungen (z.B. 1 Monat) in Abhängigkeit von Taupunkt, Niederschlag, LD, R-LF ect. die Wettervorhersage errechnen können....zumindest, wie Hans schrieb , regional errechnen können...

Es gibt tatsächlich viele Verfahren, mit denen regionale Vorhersagen durch tatsächliche Messreihen verbessert werden können. Nichts anderes macht z.B. der DWD mit dem MOSMIX-System https://www.dwd.de/DE/forschung/wettervorhersage/met_fachverfahren/nwv_anschlussverfahren/mosmix_verfahren_node.html

Für meine Station gehe ich ähnlich vor und verwende dabei die Methode der linearen Regression. https://buwx.de/index.php/forecast

Es gibt aber auch andere Methoden aus dem Bereich Maschinelles Lernen. Das würde dann deinem Ansatz am ehesten entsprechen.

Hierzu sollte man aber noch anmerken, dass diese Methoden die berechneten Modellvorhersagen verbessern. Eine Vorhersage nur auf Basis von gemessenen Parametern dürfte nicht sehr genau sein. Langjährige Messreihen gibt es jedoch. Du könntest ja eigene Berechnungen unmittelbar verifizieren.
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Wetterfrosch1971 am 10.05.2018, 14:27:24
ZitatFür meine Station gehe ich ähnlich vor und verwende dabei die Methode der linearen Regression. https://buwx.de/index.php/forecast

Wie machst du das, d.h. wie "korrigierst" du das Vorhersagediagramm mittels deinen Stationswerten?

Gruß Frank
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: TheWeather am 10.05.2018, 14:42:34
Ein weiterer Weg wäre der Entwurf einer Fuzzy-Logik, welche alle relevanten Wettergrößen, deren Tendenzen (stabil, fallend, steigend) und die Größe der Tendenz (schwach, mittel, stark) mit einbezieht. Die Fuzzy-Lokig arbeitet mit unscharfen Mengen, in denen es keine definierten Zustände gibt sondern eher Zustandsbänder (z.B. mittel bis stark, stark, sehr stark).

Wenn man also z.B. der mittlere bis hohe Luftdruck stark fällt, die schwülwarme Temperatur  ebenfalls stark fällt, die sowieso schon hohe Luftfeuchtigkeit noch mittel bis stark steigt, um nur bei einigen Größen zu bleiben, kann man in der Regel von einem aufziehenden, mittleren bis starken Sturm  ausgehen, der auch von heftigen Niederschlägen oder Gewitter begleitet wird. Hat man noch eine Blitzortung und die momentane Windrichtung, könnte man noch besser abwägen.

Als unveränderliche Größe könnte die geographische Lage mit einbezogen werden, die aus Erfahrungen gespeist wird. Wenn also der Wind "hier" aus Süd-Südwest-West kommt, ist die Niederschlagswahrscheinlichkeit eher hoch, aus Nordost bis Südost kommt "hier" zwischen März und Serptember nie Niederschlag usw.

Zusätzlich könnte man die "eigene" regionale Vorhersage durch öffentliche Vorhersagen unterstützen, welche man umgekehrt im Ausschlussverfahren verwendet.

Die öffentliche Vorhersage meldet z.B. heftige Niederschläge in der Region (Radius ca. 50 km), der Wind kommt aus Ost, dann trifft der am eigenen Ort (Radius ca. 1 bis 2 km) wahrscheinlich nicht zu. Je mehr Parameter und Erfahrungswerte man zur Verfügung hat, um so besser lässt sich die Prognose abgrenzen. Die Wahrscheinlichkeit der öffentlichen Vorhersage kann zumindest für die eigene Adresse um einige zig Prozent oder gar auf knapp 80% erhöht werden. Das kennt jeder aus eigener Erfahrung, wenn z.B. die Vorhersage Niederschläge mit 75% Wahrscheinlichkeit verspricht, man einen kurzen Blick in den Himmel richtet, keine Wolken, kein Wind, dann bleibt es zumindest noch die nächsten 3 Stunden wahrscheinlich unverändert.

Solche eigenen Vorhersagen (mit Unterstützung öffentlicher Vorhersagen) gelten je nach Wetterlage (stark veränderlich, veränderlich, unveränderlich) erfahrungsgemäß für 3 bis 6 Stunden, manchmal auch einen halben Tag, maximal aber kaum länger als 24 Stunden.

Gruß Hans

Nachtrag: Was auf jeden Fall mit einbezogen werden muss, ist die Korrektur des Tageslaufs von Temperatur (nachmittags am höchsten) und Luftfeuchte (morgens am höchsten) bzw. der Zeitpunkt, zu dem die Vorhersage erstellt wird. Dabei können auch Sonnenauf- und untergang jahreszeitabhängig sinnvoll sein. Was eventuell auch eine Rolle spielen könnte, da lehne ich mich aber zu sehr hinaus, ist die Mondphase. Wir hatten z.B. in den Alpen im Skiurlaub rund um den Vollmond schon immer beste Schneeverhältnisse und das bislang nur immer in dieser Phase ...
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: falk am 10.05.2018, 15:16:44
Zitat von: Wetterfrosch1971 am 10.05.2018, 14:27:24
Wie machst du das, d.h. wie "korrigierst" du das Vorhersagediagramm mittels deinen Stationswerten?

Hallo Frank,

ich habe das hier im Forum dokumentiert: http://www.wetterstationen.info/forum/neues-board/statistische-analyse-der-wetterdaten-und-anpassung-der-vorhersage/

Mit R lässt sich schnell experimentieren und im Internet findet man viele Beispiele hierzu.

Gruß
falk

Beiträge zusammengeführt, weil der Autor sich selbst geantwortet hat statt seinen letzten Beitrag zu ändern: 10.05.2018, 15:19:44

Zitat von: TheWeather am 10.05.2018, 14:42:34

Nachtrag: Was auf jeden Fall mit einbezogen werden muss, ist die Korrektur des Tageslaufs von Temperatur (nachmittags am höchsten) und Luftfeuchte (morgens am höchsten) bzw. der Zeitpunkt, zu dem die Vorhersage erstellt wird. Dabei können auch Sonnenauf- und untergang jahreszeitabhängig sinnvoll sein. Was eventuell auch eine Rolle spielen könnte, da lehne ich mich aber zu sehr hinaus, ist die Mondphase. Wir hatten z.B. in den Alpen im Skiurlaub rund um den Vollmond schon immer beste Schneeverhältnisse und das bislang nur immer in dieser Phase ...

Hallo Hans,

die Mondphase selbst dürfte statistisch nicht signifikant sein. Die Tatsache, dass man den Mond überhaupt sehen kann, also der Bedeckungsgrad des Himmels, hingegen schon :-)

Gruß
falk
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Wetterfrosch1971 am 10.05.2018, 16:38:01
Hallo Falk,

danke für die Infos.
Auch ich habe in kurzer Entfernung eine DWD-Station stehen sowie verfüge ich über eigene Messwerte seit 2015, doch kann ich deinem Projekt leider nicht folgen, dafür sind meine Softwarekenntnisse zu gering, somit für mich wohl nicht umsetzbar.

LG Frank
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: TheWeather am 10.05.2018, 18:45:50
Hallo Frank und falk,

das Thema interessiert mich ungemein, da ich selbst der Meinung bin, man könne unter Zusammenlegung der "allgemeinen Vorhersagen", allgemein selbst erkannter Regeln für die Region (hier Wohnadresse) und Erfahrungen aus dem Wetterverhalten der letzten Jahre im annähernd gleichen Zeitraum schon für eine bessere Prognose an der eigenen Wohnadresse beitragen.

Die Erfahrung am eigenen Wohnort hilft bereits mit, öffentliche Wettervorhersagen für eine Region für die eigene Wohnadresse zu interpretieren. Ich begrenze meine Eindrücke stets nur auf den eigenen Ort "hier" rund um unser Häuschen. Ich muss manchmal nicht mal drei km weiter schauen, weil das "Wetter" dort schon ganz andere Kapriolen schlägt. In zehn km Umkreis wird's noch kritischer, weil die Verhältnisse dort oftmals massiv anders sind, als hier vor Ort.

Dort Hagel und Unwetter, "hier" Sonnenschein, gemütliche Temperaturen und lediglich eine kleine Abkühlung wäre zu spüren. Das "schlechte" Wetter macht einfach einen Bogen um uns und kommt erst 10 km weiter runter. Das kenne ich die letzten 50 Jahre schon so und es scheint allgemeine Gültigkeit für "hier" zu haben.

Wer Spaß dran hat, kann sich mal den Niederschlagsradar für die nächsten Tage rund um meine Region Mainz anschauen. Heute Nacht kam ein wenig Niederschlag, aber nicht so heftig wie in anderen Regionen. Da kommt (jetzt für Sonntag vorausgesagt) eine kräftige Regenfront aus Südwesten auf uns zu, die sich aber "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" nördlich und südlich noch vor Mainz (oder "hier") teilt und "hier" niemals eintrifft. Generell rechne ich auch mit Niederschlag, aber höchstens mit kurzen Schauern.

Ich vermute, wir sitzen an Muttertag bei Erdbeerkuchen im Garten und ziehen höchstens mal ein Jäckchen über, während Luftlinie 10 km weiter "draußen" garnichts mehr möglich ist. Deswegen finde ich eine Verbesserung der "öffentlichen Vorhersagen" gemäß eigener Daten und sei es auch nur die Erfahrung, für sinnvoll. Bei uns nieselt es vielleicht mal zwischendurch ...

Das Thema, welches ihr beide gerade besprochen habt, ist eher eine Anpassung der eigenen Daten auf die Messergebnisse einer naheliegenden DWD-Station, die zum Vergleich der eigenen Messungen gegen amtliche Ergebnisse sehr sinnvoll ist und von Dir, falk, mit eigenen Beispielen gut untermauert wird.

Die möglichst genaue Übereinstimmung eigener Ergebnisse mit denen einer naheliegenden DWD-Station erhöht zwar das Vertrauen in die eigene Station, hat aber mit einer daraus abzuleitenden "eigenen" Vorhersage meines Ermessens nur am Rande zu tun.

Der Luftdruck wird auf NN bezogen "errechnet" und angegeben. Temperaturen und Feuchte sind "lokal" gemessen und werden üblicherweise nicht auf NN bezogen angegeben, was auch von der Berechnung der "eigenen Luftsäule" sehr schwierig wäre. Man kennt die Abnahme der Temperatur mit zunehmender Höhe, damit verbunden auch eine zunehmende Sättigung der Feuchte und irgendwann in größerer Höhe dadurch bedingt die Wolkenbildung.

Das spielt aber für eine Vorhersage nur untergeordnet eine Rolle. Wir messen Wind nach allgemeinen Regeln konform in 10 m Höhe. Wie sich Wind in 1 km Höhe entwickelt, können wir daraus aber kaum ableiten, ebensowenig, in welcher Höhe sich die stärksten Strömungen entwickeln. Wir kennen grob die Richtung und die Stärke (idealerweise) 10 m über Boden. Das ist besser als nichts.

Für Vorhersagen spielen weder die Größe des "absoluten" oder "relativen" Luftdrucks eine Rolle noch die absoluten Werte von Temperatur oder Feuchte. Die Tendenzen (natürlich auch in Verbindung mit Absolutwerten) sind stets das, was eine Veränderung der Wetterlage anzeigt. Das gilt auf NN genauso wie in 100, 200 oder auch 1000 m Höhe.

Die geographische Lage beeinflusst die Bewertung, welche man Tendenzen zuordnen könnte. Tal, Hang, Bergkamm, Küste, Flüsse und Auen, Flachland, Wald oder Großstadt in der Nähe, ... ?

Ich bin da leider immer und oft nur theoretisch unterwegs, weil ich selbst über keine eigenen, durchgängigen Wetteraufzeichnungen der letzten Jahre verfüge, außer der eigenen Erfahrung ...

Prinzipiell könnte man aus dem Ansatz schon was Sinnvolles gestallten. falk programmiert in php, da habe ich keine Ahnung. Ich selbst programmiere in C++, mit angehendem Ruhestand aber nur noch "überschaubare" Projekte. Frank ist engagiert und man könnte vielleicht mal was Gemeinsames ins Auge fassen, wo jeder seinen Teil beiträgt.

Das Thema ist so umfassend, dass es alleine keinen Spaß macht. Mit Open Source kenne ich mich nicht aus und wenn untereinander kein kommerzielles Interesse besteht, könnten wir ja auch unsere Kenntnisse in dieser Richtung zusammenlegen und zumindest ein wenig forschen ...

Gruß Hans
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Michael107 am 10.05.2018, 18:46:13
Hey zusammen,

vielen dank für die Kommentare... :top:

aber, trotzdem beantwortet das meine frage nicht... ;).... warum haben die Wetterstationen keinen chip, der diese Berechnungen durchführt....? Die Vantage ist ja nicht gerade von der günstigeren Sorte von Wetterstationen...klar, ich weis , Wetter ist ein sehr komplexes Gebilde....aber ich kam auf die Frage, weil mich hier Leute im Dorf gefragt haben, ob diese Vorhersage für uns im Dorf relativ! 8) 8) genau ist....und hatte keine Antwort... ;)...darauf hin habe ich die Vorhersage aus meinem "wetterlive" herausgenommen....

@falk... meine Programmierkenntnisse sind leider auch nicht so bewandert..... ;) ;)
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: TheWeather am 10.05.2018, 19:02:42
Hallo Michael,

wenn es so einfach wäre, Wetterereignisse regional auf wenige km Umkreis einzugrenzen, hätte das bestimmt schon mal jemand in Form eines "Chip" gemacht. Unsere öffentlichen Vorhersagen basieren auf der Auswertung von Radarbildern, aktuellen Wetterdaten der Region und Modellen für die Prognose - das meist in einem Umkreis von wenigstens 50 km.

Punktgenau gibt's da keine Vorhersage, weil Deine Wetterstation aus den wenigen Daten, welche sie selbst gewinnt, natürlich auch nicht weiß, ob aus der angezeigten Windrichtung und registrierten Luftdruckänderung nun gerade eine Regenfront droht oder ein Schönwettergebiet in euren Heimatort zieht.

Auf jeden Fall hast Du einen netten Beitrag angeworfen, zu dem es aber momentan leider noch nichts an konkreten Erkenntnissen beizutragen gibt ...

Gruß Hans
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Wetterfrosch1971 am 10.05.2018, 20:31:25
Hallo Hans,

ich an meinem Standort (350mNN) verfüge über den Luxus, dass ich in 1165mNN noch eine Bergstation habe und nicht unweit davon, auf rund 1500mNN ( = ungefähr 850hPa) eine weitere Bergstation habe (sind nicht meine Bergstationen, doch die Messwerte sind im Internet abrufbar).

Über die jeweiligen Temperaturen berechne ich auf meiner Homepage den Temperaturgradienten pro 100m und kann darüber dann eine Aussage treffen, ob am Boden bei mir die Auslösetemperatur für die Bildung von Cumulus-Wolken gegeben ist und in welcher Höhe die Basis dieser Wolken sein wird (Kumuluskondensationsniveau = KKN).
Über den "Spread" in Höhe des KKN, welchen ich ebenso aus den Messwerten ableite, kann man dann eine Aussage treffen, ob sich Cu-Wolken bei erreichen der Auslösetemperatur bilden und in welchem Ausmaß (laut Recherche im Netz, bilden sich Cu zu 1/8 bei einem Spread in Höhe des KKN von 8K, bei 1K bilden sich Cu zu 8/8, d.h. ob sich Cu-Wolken bilden ist einerseits vom Temperaturgradienten sowie der Feuchtigkeit in Höhe des KKN abhängig).

Aktuell versuche ich nun noch eine Analogie zu finden, über die ich eventuell noch aussagen kann ob sich eine Cu-Wolke zu einer Cb-Wolke bilden könnte und es somit zu Gewittern kommen kann.
Dafür ist wiederrum die Feuchtigkeit/Taupunkt am Boden, d.h. an meiner Station, ausschlaggebend, doch wie feucht es hier mind. sein muss, damit die Gegebenheiten für Cb-Bildung gegeben ist, habe ich noch nicht herausfinden können.
Man sagt ja, dass es ab einem Taupunkt von 16°C "schwül" ist und oftmals bilden sich ja in schwülwarmer Luft Gewitter, nun muss ich bei den anstehenden Sommergewittern mal auf den Taupunkt an meiner Station achten und schauen ob ich darüber eine Analogie feststellen kann.

D.h. aktuell kann ich nur eine Aussage treffen, ob die Gegebenheiten für die Bildung von Cu-Wolken gegeben ist, ob daraus dann aber auch Cb-Wolken werden können und somit Gewitter entstehen, kann ich aktuell mit meinem Messwerten noch nicht ableiten.

Vielleicht könnte ich mit diesen Daten noch mehr anfangen, denn die Windwerte habe ich in meine Betrachtungen noch gar nicht mit einbezogen, muss aber auch gestehen, ich weiß aktuell auch nicht, was mir die Windwerte der Bergstationen im Vergleich zu meinen Windwerten aussagen könnten, bzw. auf was ich durch diese Messwerte Rückschlüsse ziehen könnte.

Auch kann ich die Luftdruckwerte und deren Änderung der Bergstationen mit meinen Werten vergleichen, doch auch hier weiß ich nicht, wie ich die Ergebnisse interpretieren kann.

Gruß Frank
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: TheWeather am 10.05.2018, 21:20:16
Hallo Frank,

als eher "Flachländler" kann ich da zunächst leider nicht mitreden, inwieweit man Daten aus dem Standort (350 m) auf eine Bergstation in Höhe 1165 m oder gar 1500 m übertragen kann. Ich wusste garnicht :D, dass ihr :?  so hohe Berge in der Region habt ...

Aber gut. Bevor nicht ein gewisses Modell existiert, welches Daten am eigenen Standort "relativ sicher" (also mit z.B. besser 75% Wahrscheinlichkeit) beschreibt, über welches sich ja momentan die Geister hier im Thread noch streiten, erübrigt sich eine Hochrechnung auf andere Betriebshöhen, geschweige denn eine Vorhersage, wie sich das Wetter dort entwickeln könnte.

Welche vorhandene Wolkenbildung unter welchen Bedingungen von Cu nach Cb oder gar rückläufig führen könnten, entzieht sich meiner Kenntnis - kurz gesagt, habe ich keine Ahnung.

Deine Aufgabenstellung habe ich verstanden, weswegen auch der Beitrag von falk von großem Interesse war, wie man eventuell Höhenunterschiede oder naheliegende Standorte ableichen könnte.

Falls Messdaten - auch beider Bergstationen - vorliegen, ließen sich diese möglicherweise mit den Daten im Tal abgleichen und justieren. Da aber am Hang und am Berg generell weitere Verhältnisse maßgeblich sein könnten (Ab- und Aufwinde), schwacher Bewuchs, dichter Wald, nackte Felsen, Nord- oder Südlage usw. stelle ich mir eine Übertragung der Vorhersage der Verhältnisse im Ort (Wohnlage auf 350 m) auf Stationen knapp 800 m oder 1200 m darüber, bei unterschiedlichen geographischen Verhältnissen, um so schwieriger vor. Da entwickelt sich ein gewisses Mikroklima im Umkreis weniger km, welche mit den Verhältnissen im Tal kaum etwas zu tun haben müsste.

Also - Thema spannend, aber wir sollten erstmal bei der Beobachtung am Standort bleiben. Wie man dann zielführend "hochrechnen könnte", steht quasi noch auf einem ganz anderen Blatt ...

Gruß Hans
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Wetterfrosch1971 am 10.05.2018, 21:43:39
Hallo Hans,

du hast mich da etwas missverstanden, ich will keine Wetterdaten/Vorhersagen für die Bergstationen erstellen, ich will die Messwerte der Bergstationen dazu verwenden um Vorhersagen für meinen Ort zu erstellen.

Aktuell kann ich über die Temperaturen der Bergstation im Vergleich zu meiner Temperatur, den Temperaturunterschied pro 100m errechnen und darüber z.B. eine Thermikvorhersage treffen oder wie oben erwähnt, ausrechnen ob die Auslösetemperatur für die Bildung von Cu-Wolken erreicht wurde.

Gruß Frank
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: TheWeather am 10.05.2018, 22:32:57
Hallo Frank, ja ich habe Dich etwas missverstanden, aber
Zitat... Falls Messdaten - auch beider Bergstationen - vorliegen, ließen sich diese möglicherweise mit den Daten im Tal abgleichen und justieren. Da aber am Hang und am Berg generell weitere Verhältnisse maßgeblich sein könnten (Ab- und Aufwinde), schwacher Bewuchs, dichter Wald, nackte Felsen, Nord- oder Südlage usw. stelle ich mir eine Übertragung der Vorhersage der Verhältnisse im Ort (Wohnlage auf 350 m) auf Stationen knapp 800 m oder 1200 m darüber, bei unterschiedlichen geographischen Verhältnissen, um so schwieriger vor. Da entwickelt sich ein gewisses Mikroklima im Umkreis weniger km, welche mit den Verhältnissen im Tal kaum etwas zu tun haben müsste ...
das gilt natürlich auch umgekehrt ...

Man sollte generell an der/den Datenquelle(n) arbeiten, um deren Ergebnisse interpretieren zu können. Erst wenn das "einigermaßen sicher" ist, kann man auch (unter Einfluss aller sonstigen Bedingungen) anfangen, a) Wettervorhersagen für die Bergstationen und b) daraus abgeleitet auch eine Vorhersage für den erheblich tiefer liegenden Wohnort in Angriff zu nehmen.

Du verstehts, wie ich das meine? Im Moment sind wir quasi noch auf Stand "Null". Wir sind bei der bisherigen Diskussion nicht mal bei a) schlüssig und es gibt langfristig wahrscheinlich noch keinen Algorithmus, der eine zuverlässige, lokale Vorhersage für den Standort der Station(en) erlaubt. Da muss man über b) überhaupt noch nicht nachdenken ...

Gruß Hans
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: Wetterfrosch1971 am 10.05.2018, 22:47:21
Hallo Hans,

ja schon klar.
Ich wollte mit meinem Posting nur mitteilen, dass ich z.B. schon versuche, mit meinen Messwerten und unter Zuhilfenahme der Temperatur sowie Feuchtigkeitsentwicklung in der Höhe, eine gewisse Vorhersage über die Möglichkeit von Cu-Wolkenbildung zu machen.

D.h. man kann schon gewisse Interpretationen über das Wettergeschehen anhand eigener Messwerte erheben, doch alleinig mit einer Messstation wird eine Vorhersage rel. schwierig bis unmöglich.
In meinem Fall, der Vorhersage ob sich über meinem Ort Cu-Wolken bilden können und in welcher Höhe diese auftreten oder ob Blauthermik entsteht, ginge alleinig mit meinen Messwerten nicht, da man dafür die Temperatur- sowie Feuchtigkeitsentwicklung in der Höhe benötigt.

Man kann also nur versuchen gewisse offiziellen Vorhersagen mittels den eigenen Messwerten zu optimieren, doch wie man das umsetzen kann, weiß ich nicht aber dafür gibt es hier ja einige schlaue Köpfe und vielleicht kommt man ja mit dem "Wissen vieler" zu einer interessanten Methode, mittels seinen eigenen Messwerten und Beobachtungen, eine lokale Wettervorhersage zu verbessern.

Gruß Frank
Titel: Re: Wettervorhersage
Beitrag von: TheWeather am 13.05.2018, 19:32:12
Hallo Frank,
Zitat... "Ich vermute, wir sitzen an Muttertag bei Erdbeerkuchen im Garten und ziehen höchstens mal ein Jäckchen über, während Luftlinie 10 km weiter "draußen" garnichts mehr möglich ist." ...
Ja, genauso ist es auch "hier" eingetreten. Wir haben aber nicht mal ein Jäckchen gebraucht.

Genau deswegen ist die topografische Lage "aus Erfahrung" so wichtig und daher auch mein Interesse daran, allgemeine (öffentliche) Vorhersagen zwar generell zu akzeptieren, diesen dann aber noch ein gehöriges Maß an eigener Interpretation "überzubrezeln".

Das gleiche Schauspiel wird man wahrscheinlich bei Dir auch im Tal im Vergleich zu deutlich unterschiedlichen Berghöhen feststellen können.

Wenn Dir in dieser Richtung was Neues auffällt, gib bitte Bescheid. Interessant ist das von Dir angeworfene Thema allemal ...

Gruß Hans