Ich nutze als Kurzfristvorhersage oft gern die Grafik von yr: http://www.yr.no/place/Germany/North_Rhine-Westphalia/Essen/avansert_meteogram.png
Meistens stimmt die Vorhersage sehr gut, ab und zu liegt der gesamte Trend ein bißchen daneben, weil das Modell bestimmte Faktoren nicht ausreichend berücksichtigt. Dann muß man selbst 1 oder 2 Grad dazu- oder runterrechnen und es kommt wieder hin.
Auch gestern stimmte der Verlauf im Großen und Ganzen. Der vormittägliche Anstieg, die Max-Temperatur und der Abstieg setzten ein wie vorhergesagt. Aber nur bis 19:00 Uhr. Bis dahin war die Temperatur wie erwartet gefallen, dann hörte sie plötzlich auf und blieb bei ca. 3°C. Sie wackelte mal ein Zehntel rauf oder runter, aber sie fiel nicht weiter. Das Modell, mit dem die Vorhersage bei yr berechnet wird, juckte das allerdings überhaupt nicht. Es sagte ständig weiter fallende Temperaturen voraus, bis es schließlich in den frühen Morgenstunden mit der Behauptung, wir hätten aktuell -3°C locker um 6 Grad danebenlag.
Der folgende Tagesgang lag genau so daneben. In der trüben Brühe hier erwärmte sich die Luft mühsam auf gerade mal 4,1°C und nicht auf fast 6, wie es die Grafik weiterhin stur vorhersagte. Eine Tagesdifferenz von 12K hat es hier in der ganzen Gegend nirgends gegeben, auch nicht an den DWD-Stationen.
Zur Zeit geht das Spielchen weiter: Die Grafik sagt ein zügiges Sinken der Temperatur auf gut -2°C voraus, die Realität zeigt der Vorhersage den Stinkefinger.
Macht das Modell überhaupt keinen Realitätscheck? Der nächste berechnete Wert kann nur wenig vom aktuellen abweichen, jedenfalls ohne Extremereignisse wie Frontdurchgänge. Wenn sich die Vorhersage des nächsten Werts immer weiter von der Realität entfernt, muß ein Modell doch mal die Bremse ziehen und die Berechnung mit neuen, realen Werten fortsetzen. Es ist doch völlig blödsinnig, mit der Berechnung für die kommenden Stunden immer weiter fortzufahren, wenn schon der berechnete Wert für die nächste volle Stunde unmöglich eintreten kann.
Aktuell liegt das Modell mit 4°C richtig, aber wie eine kaputte Uhr, die zweimal am Tag richtig geht. Weder hatten wir vor einer Stunde 5°C, noch werden wir in einer Stunde nur noch 3°C haben, und ganz sicher werden wir nicht gegen 21:00 in den Frost rutschen. In spätestens zwei Stunden wäre also der Zeitpunkt gekommen, an dem ein Modell erkennen müßte, daß es falsch liegt, und damit auch die Berechnung der Tiefsttemperatur für die Nacht.
Für den Dienstag sagt das Modell sogar Dauerfrost voraus. Ich sage mal Dauer-Nichtfrost voraus, schlimmstenfalls eine Tmin von -0,x°C mit ganz kleinem x, aber wahrscheinlich nicht mal das.
Ein Modell, das für die nächsten einstelligen Stunden bereits um 5 Grad und mehr danebenliegt, kann man nur in die Tonne treten. Warum nutzt jemand sowas?
Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Modelle mWn in 6 Stunden Intervallen gerechnet werden. Da kann dazwischen keine Änderung einfließen.
Die Abweichung begann gestern um 19:00 und war vorhin um 16:00 nicht vorbei. "Rein zufällig" hat es aber in den letzten 2 Stunden eine Neuberechnung gegeben und jetzt ist die Vorhersage für die Nacht und den kommenden Tag zwar nicht exakt da, wo sich wahrscheinlich die Realität abspielen wird, aber wenigstens plausibel nah dran und vor allem kein Frost in den nächsten 24 Stunden. Real hängt die Temperatur nämlich bei 4°C fest und macht keine Anstalten, tiefer zu gehen.
Die Albernheiten gehen weiter. yr ist der Meinung, die Temperatur würde derzeit von -2°C auf knapp 0°C steigen, dabei lag sie in den letzten 24 Stunden nie tiefer als 1,3°C und sie wird voraussichtlich auf kaum über 2°C steigen. Dem Modell nach haben wir seit mehr als 12 Stunden Dauerfrost, und das soll bis morgen nachmittag so weitergehen. Die Realität sieht das allerdings ganz anders.
Solche Modelle dienen bestenfalls der Unterhaltung, aber nicht, um sich auf das Wetter vorzubereiten, das tatsächlich in den nächsten Stunden eintritt. Hier geht es nicht um 16-Tages-Vorhersagen oder ähnliche Albernheiten, sondern um die nächsten Stunden, bei denen die Trefferquote bei annähernd 100% liegen sollte.
Hier stimmt aktuell die .yr Vorhersage.
Zur Zeit hat aber auch GFS (vermutlich hängt .yr da dran) "große" Probleme mit der Temperatur. Ist vor allem nachts meist um 2-3°C zu tief mit der Vorhersage.
Wirklich gut sind (wie immer) die Vorhersagen von meteomedia. Die werden auf jeden Fall immer mit den Werten der jeweiligen Wetterstation korrigiert. Das merkt man, vor allem bei Wetterlagen wie der aktuellen.
http://wetterstationen.meteomedia.de/
Dietmar ich weis was du meinst.Hatte ich auch hier in Ratingen.Es war wegen dem Hochnebel schwer zu vorhersagen wo und ob es Auflockern wird.Deswegen waren die Berechnungen für die Tonne von den Wettermodellen. :kaffee:
Zitat von: rabit am 02.12.2014, 13:44:51
Zur Zeit hat aber auch GFS (vermutlich hängt .yr da dran) "große" Probleme mit der Temperatur. Ist vor allem nachts meist um 2-3°C zu tief mit der Vorhersage.
Hier ist es eben nicht nur nachts, sondern rund um die Uhr. Ich habe auch kein Problem damit, daß ein Modell mal zu falschen Ergebnissen kommt. Zur Zeit sind die Ergebnisse aber dauerhaft falsch und vor allem schon ab dem Beginn der Vorhersage, wenn es eigentlich noch gar keine Vorhersage, sondern der Ist-Zustand ist. Da stellt sich durchaus die Frage nach dem Sinn solcher Modelle.
ZitatWirklich gut sind (wie immer) die Vorhersagen von meteomedia. Die werden auf jeden Fall immer mit den Werten der jeweiligen Wetterstation korrigiert. Das merkt man, vor allem bei Wetterlagen wie der aktuellen.
http://wetterstationen.meteomedia.de/
Das gilt auch für den DWD. Da lesen ganz offensichtlich noch Menschen die Vorhersagen, bevor sie an die Öffentlichkeit gehen.
Holli,
ZitatDas gilt auch für den DWD. Da lesen ganz offensichtlich noch Menschen die Vorhersagen, bevor sie an die Öffentlichkeit gehen.
Genau deshalb bin ich auch nicht für vollautomatische Anzeige von Meßwerten ohne vorher kontrolliert zu haben, ob die Werte nicht zumindest plausibel sind.
Gruß
Reiner :) :kaffee: Takt
-2,2°C